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Lutherkirche

Lutherkirche

Die Lutherkirche in Krefeld

Anfang der 1890er Jahre beschloss die größere Gemeindevertretung, infolge der stark wachsenden evangelischen Gemeinde in Krefeld, ergänzend zur Alten Kirche und der Friedenskirche den Bau von zwei weiteren Kirchen. Die eine sollte im Norden, die andere im Süden der Stadt entstehen.

Die neue Kirche im Süden sollte die provisorische Gottesdienststätte in der Turnhalle an der Ringstraße ersetzen, in der sich seit Pfingsten 1894 die Gemeinde an Sonn- und Feiertagen versammelte.

Der Beschluss zur Grundstücksbereitstellung wurde bereits am 21.06.1893 gefasst. Die Grenzverhandlung fand am 28.04.1898 statt.

Das Baugrundstück am Augustaplatz konnte zu günstigen Bedingungen im Rahmen eines Kauf- und Tauschvertrages mit der Stadt und dem Fabrikanten Rudolf Klemme erworben werden.  

Am 03.11.1896 wurde eine Kirchenbaukommission aus dem Presbyterium gewählt. Ihr gehörten 3 Pastoren, 2 Kirchmeister, 2 Älteste und 2 Diakone an.

Zum Bau der Kirchen im Norden und im Süden fand ein Wettbewerb statt.

Die Architekten der Ausschreibung

Es wurden aufgefordert:

  1. Architekt Eduard Arnold, Nienburg an der Weser
  2. Architekten Cornehls & Fritsche, Elberfeld
  3. Architekt Carl Doflein, Berlin
  4. Architekt Ludwig Hofmann, Herborn
  5. Geh. Reg.- Rat Professor J. Ottsen, Berlin
  6. Kgl. Baurat Professor H. Stier, Hannover

Die Rahmenbedingungen

Das Bauprogramm sah vor, dass

  • für die Kirche im Süden ca. 1.000 Sitzplätze zu planen sind, die im Schiff und auf Emporen zu verteilen sind.
  • das Innere der Kirche einen einheitlich geschlossenen Raum darstellen soll, in welchem die Gruppierung der Gemeinde um Kanzel und Altar deutlich zum Ausdruck kommt.
  • die Stellung der Kanzel in der Mittelachse hinter dem Altar erwünscht ist.
  • die Stellung der Orgel dem Architekten überlassen bleibt. Sie soll jedoch in Verbindung mit einer Chorgesangbühne für 80-100 Sänger stehen.
  • ein Turm vorzusehen ist, für die Aufnahme eines 4.000 kg schweren Geläutes.
  • die Wahl des Baustiles dem Baumeister überlassen bleibt.
  • die Baukosten 280.000 Mark nicht übersteigen sollen.

Am 04.05.1899 wurde das Gutachten des Preisgerichts zu den eingegangenen Entwürfen für die Kirchen im Norden und Süden vorgelegt, mit der Schlussbemerkung, dass für die Kirche im Süden der Preis zu gleichen Teilen an die Architekten Stier und Arnold aufgeteilt wurde.

Das Presbyterium folgte der Empfehlung des Preisgerichts, einen neuen Wettbewerb zu starten, nicht, sondern erteilte am 03.01.1900 dem Architekten Arnold den Auftrag zur Vorlage weiterer Entwürfe.

Gegenüber dem Wettbewerbsentwurf wurden u.a. anstelle der auf der Nord- und Südseite vorgesehenen Rosetten Langfenster eingeplant und beiderseits des Chorraums Türme angeordnet.

Am 03.04.1900 nahm die größere Gemeindevertretung den überarbeiteten Bauplan endgültig an und beschloss am 11.02.1902, den Bau unter Leitung des Architekten Eduard Arnold auszuführen. Die örtliche Bauleitung wurde dem Architekten Franke übertragen.

Die Bauerlaubnis wurde am 02.04.1902 erteilt.

Beschreibung des Bauentwurfs

Der zur Ausführung vorgesehene Entwurf hatte folgenden Inhalt:

Die Westfassade besteht aus einem dreigeschossigen Glockenturm und zwei seitlichen Querbauten. Die Querbauten nehmen die Hauptzugänge zum Kirchenraum auf.

An die Westfassade ist ein griechisches Kreuz mit polygonal ausgebildeten Querarmen angefügt. Zwei diagonal gestellte Chortürme betonen den Chorkreuzarm. Das äußere Erscheinungsbild prägen Putzflächen mit einzelnen Werksteindetails, die am Turm stärker hervortreten.

Stilistisch verwendete Arnold vorwiegend Formen der Neoromanik, reicherte diese aber mit neogotischen und Jugendstilelementen an.

Zum Mittelraum heißt es in der Bewertung des Preisgerichts:

„Der Entwurf gestaltet den Mittelraum in seiner zentralen Anlage quadratisch und schließt daran in der Querachse kurze, an den Außenmarken abgeschrägte Kreuzarme und zwei etwas längere in Richtung der Hauptachse an. Dem westlichen dieser beiden letzteren ist der Turm vorgelegt, der in seinem westlichen Untergeschosse einen Raum für 100 Personen enthält“

Im Innern der Kirche sind Altar, Kanzel und Orgel axial hintereinander im Angesicht der Gemeinde angeordnet. Rechts und links des dominierenden Kanzelkorbs stehen die gerundeten Bänke des Kirchenchores.“

Hierzu wird ausgeführt:

„Die Anordnung der Orgel auf der mittels Tieferlegung der Sakristei gesenkten Empore ist ein interessanter Beitrag zur Lösung der Aufgabe, den Prediger mit dem Organisten und der Orgelempore in nähere Verbindung zu bringen.“

Der Abendmahlstisch markiert die Grenze zwischen Vierung und Chorkreuzarm. Auf Erdgeschossniveau steht das Gemeindegestühl halbkreisförmig vor dem Altar. Seiteneingänge erschließen die drei Bankblöcke. Der im Erdgeschoss des Turms vorhandene Versammlungs- oder Konfirmandenraum kann durch Öffnen der Klapptüren der Erweiterung des Kirchenraums dienen.

Die Kirche besitzt eine dreiseitig umlaufende Gemeindeempore.

Die Anordnung des Altarplatzes und die Stellung von Altar, Kanzel, Orgel und Sängerbühne zueinander und zur Gemeinde entsprechen dem Wiesbadener Programm.

Die nachstehenden Leitsätze waren 1891 von dem in Wiesbaden amtierenden Gemeindepfarrer Emil Veesemeyer in Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekten Johannes Otzen entwickelt worden.

  1. Die Kirche soll im Allgemeinen das Gepräge eines Versammlungshauses der feiernden Gemeinde, nicht dasjenige eines Gotteshauses im katholischen Sinne an sich tragen.    
  2. Der Einheit der Gemeinde und dem Grundsatze des allgemeinen Priestertums soll durch die Einheitlichkeit des Raums Ausdruck gegeben werden. Eine Teilung des Letzteren sowie eine Scheidung zwischen Schiff (Laienhalle) und (Priester-) Chor darf nicht stattfinden.
  3. Die Feier des Abendmahls soll sich nicht in einem abgesonderten Raume, sondern inmitten der Gemeinde vollziehen. Der mit einem Umgange zu versehende Altar muss eine entsprechende Stellung erhalten. Alle Sehlinien sollen auf denselben hinleiten.

Die Kanzel, als derjenige Ort, an welchem Christus als geistige Speise der Gemeinde dargeboten wird, ist mindestens als Altar gleichwertig zu behandeln. Sie soll ihre Stelle hinter dem letzteren erhalten und mit der im Angesicht der Gemeinde anzuordnenden Orgel- und Sängerbühne zusammengegliedert werden.

Einige Daten zur Kirche

  • Größte innere Länge: 35 m,
  • Größte innere Breite: 23 m,
  • Größte innere Höhe: 17 m,
  • Turmhöhe: 68 m,
  • Höhe der Chortürme: 31 m,
  • Größte Entfernung eines Sitzes von der Kanzel: 27 m. 
  • Anzahl der Sitzplätze: rd. 1.000
  • Grundfläche: rd. 590 m²
  • Umbauter Raum: Kirche: rd. 7.410 m³
  • Turm: rd. 4.160 m³
  • Fensterfläche: rd.110 m²

Am 04.02.1902 erhielt die Kirche den Namen LUTHERKIRCHE.

Planverfasser

Über den Architekten der Lutherkirche Eduard Philipp Arnold ist wenig bekannt.

Er wurde am 20. August 1866 in Mannheim geboren. Nach Ausbildung und Studium war er vom 01.10.1898 bis 30.09.1900 als Oberlehrer an der Königlichen Baugewerkschule in Nienburg an der Weser tätig. Seit dem 01.Oktober 1900 unterrichtete Arnold als Oberlehrer an der Baugewerkschule in Aachen, ab dem 16. Januar 1908 als Studienrat und seit 1909 mit dem Titel eines Professors. 1925, im Jahr des 25jährigen Bestehens der Schule ist er dienstältester Lehrer und Vertreter des Direktors.

Ehemalige Schüler beschrieben ihn als klein von Gestalt, stets im Gehrock und mit Zylinder.

Am 31. August 1931 wird Arnold pensioniert und stirbt am 29. Juli 1934 in Aachen im Alter von 67 Jahren.

Für die „Aachener Beiträge für Baugeschichte und Heimatkunst“ verfasst Professor E. Ph. Arnold, Studienrat der Staatlichen Baugewerkschule Aachen, Architekt B.D.A. 1930 das Buch „Das Altaachener Wohnhaus“.

In dem Geleitwort zum Nachdruck wird ausgeführt, dass er an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen hat, die aber nicht immer eindeutig zuzuweisen sind, da Ortsbezeichnungen fehlen.

Zu den Wettbewerbsprojekten gehören zum Beispiel:

  • 1894/1895 Mädchenschule in Darmstadt
  • 1894 zwei evangelische Kirchen in Düsseldorf
  • 1899 zwei evangelische Kirchen in Krefeld
  • 1900 eine evangelische Kirche in Poppelsdorf
  • 1902 mit dem Stadtarchitekten Matthias Stamnitz – Kollegiengebäude der Freiburger Universität
  • 1908/1909 evangelische Kreuzkirche in Herrensohr

Die Lutherkirche im Krefelder Süden ist ein Beweis dafür, dass auch Wettbewerbsentwürfe unter seiner Leitung realisiert wurden.

Die ev. Kreuzkirche in Herrensohr wurde nicht nach den Plänen von Eduard Arnold gebaut, obwohl im Stadtarchiv Aachen ein Leistungsverzeichnis hierzu vorliegt und darauf schließen ließe, dass auch diese Kirche nach seinem Entwurf errichtet wurde.

Schwerpunkt der baugeschichtlichen Forschungen ist das Städtische Wohnhaus. Zum Thema des Altaachener Wohnhauses hielt er 1909 im Aachener Technikerverein und 1913 im Aachener Geschichtsverein Vorträge. Später veröffentlicht er in den Aachen-Bänden der Reihe „Deutschlands Städtebau“ in den Jahren 1922, 1925 und 1928 Darstellungen des Aachener Baubestandes mit dem Thema „Die alte Aachener Bauweise“.

In der Lehre an der Baugewerkschule lag sein Schwerpunkt in den Fachinhalten Baugeschichte, Formenlehre und Bauaufnahme.